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Auf dem Vennbahnradweg Grenzen überwinden

Von awo

Der Vennbahnradweg ist 125 Kilometer lang und führt durch drei Länder: Deutschland, Belgien und Luxemburg. Genauer gesagt, verläuft er in der Nähe der Grenze und wechselt ein paar Mal zwischen den Ländern hin und her. Somit ist er ein wahrhaft europäischer Weg. Er beginnt in Aachen und nutzt eine ehemalige Bahntrasse. Viele Relikte erinnern noch an die Eisenbahn. Obwohl die Landschaft gebirgig ist, sind die Steigungen auf der ehemaligen Bahntrasse moderat (nicht mehr als 2%).

Aus dem Aachener Kessel geht es in weiten Bögen langsam bergauf. Die Berge der Eifel lassen grüßen. Vom ehemaligen Bahndamm hat man eine gute Sicht. Die Bahnviadukte stehen noch. Auf ihnen fahren aber keine schweren Züge mehr, sondern Radfahrer. Freizeitrennfahrer sind ebenso unterwegs wie Urlauber auf großer Tour. Das Aachener Stadtgebiet endet nach kaum 20 Kilometern an der deutsch-belgischen Grenze.

Man merkt die Grenze nicht, wenn man sie passiert. Das war nicht immer so. Am Vennbahnradweg stehen Schilder, die die Geschichte, aber auch alle möglichen anderen Aspekte erläutern. So erfährt man, dass man hier nach dem 2.Weltkrieg versuchte, den blühenden Schmuggel zu unterbinden. Heute merkt man den Wechsel in ein anderes Land vor allem daran, dass andere Schilder und andere Markierungen verwendet werden.

Der Aufenthalt in Belgien dauert nicht wirklich lange, dann befindet man sich wieder auf deutschem Gebiet. Teilweise folgt der Weg direkt der Grenze. Wie man erfährt, wurde die Grenzziehung in der Zeit, in der die Bahn bestand, mehrfach geändert. Gebaut wurde die Bahn in den 1880er Jahren. Damals lag sie komplett auf deutschem Boden. Sie diente dem Transport von Stahl und Kohle, hatte aber so nahe am "Erzfeind" Frankreich natürlich auch militärische Bedeutung.

Nach dem 1.Weltkrieg kamen ehemals deutsche Gebiete zu Belgien. Die Vennbahn kam zur belgischen Staatsbahn. So gibt es heute noch auf einigen Abschnitten des Radweges die paradoxe Situation, dass er als belgisches Hoheitsgebiet zu betrachten ist, links und rechts aber Deutschland liegt. Heute bemerkt man so was aber nur noch, wenn man ganz genau hinsieht.

Die Landschaft links und rechts unterscheidet sich kaum. Es ist gebirgig, Wälder, Weideflächen mit Hecken prägen das Landschaftsbild. Ein saftiges Grün zeugt von vielen Niederschlägen. Links heißt die Landschaft Eifel, rechts Ardennen. Bei Monschau schiebt sich das Hohe Venn, das der Bahn ihren Namen gegeben hat, zwischen Eifel und Ardennen. Es ist der höchste Teil des Gebirges (über 700 Meter hoch) und hat ein raues Klima. Venn bedeutet Moor, das Wort ist ähnlich wie das friesische Wort Fehn. Im Hohen Venn entspringen Flüsse wie die Rur.

Es geht jetzt durch Ostbelgien. Abstecher nach Eupen und Malmédy sind möglich, das sind Namen mit Geschichte, auch wenn diese heute vielleicht nicht mehr geläufig ist. Um nach Malmédy zu kommen, müßte man bergab. Der Vennbahnradweg dagegen bleibt oben. Die Landschaft ist nicht mehr ganz so rau, also ist man nicht mehr ganz so hoch wie im Hohen Venn. So gelangt man nach Sankt Vith, einem Hauptort der "Deutschsprachigen Gemeinschaft Ostbelgiens".

Von hier sind es noch rund 30 Kilometer bis zur belgisch-luxemburgischen Grenze. Die ehemalige Bahn folgte den Tälern von Wiesenbach, Braunlauf und Our. Der Weg wechselt auf die andere Seite der Our, da befindet man sich unverhofft für einige Kilometer wieder in Deutschland. Rheinland-Pfalz heißt jetzt das Bundesland, und nicht mehr Nordrhein-Westfalen. Vorher gab es auf der belgischen Seite noch ein kleines Highlight: der Vennbahnradweg führte durch einen beleuchteten ehemaligen Eisenbahntunnel (bei Lommersweiler).

In Richtung luxemburgische Grenze geht es wieder talaufwärts, vorbei an der veritablen Burg Reuland. Am Ende des Tals führt ein kleiner Pass nach Luxemburg, den füheren Eisenbahntunnel darf man dieses Mal nicht benutzen. Er ist geschützten Tieren vorbehalten (ich glaube Fledermäusen). Der Vennbahnradwanderweg endet dann im nordluxemburgischen Troisvierges. Wer will, kann von hier mit der Eisenbahn, die Fahrräder gratis mitnimmt, oder per Rad noch 105 Kilometer weiter bis nach Luxemburg-Stadt fahren.

Geschrieben 21.10.2015, Geändert 22.10.2015, 507 x gelesen.

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