Unterirdisches Montréal

Ähnlich wie Toronto hat auch Montréal seine unterirdische Stadt ("ville intérieure" auf französisch, "indoor city" auf englisch). Im Laufe von mehr als 50 Jahren ist ein ausgedehntes, aber bis heute nicht komplett zusammenhängendes Fußgänger-Tunnelsystem entstanden. Es nennt sich RESO, was an das französische Wort "reseau" (Netz) erinnert. Die Länge der Tunnel soll 33 Kilometer betragen.

Das scheint auch nötig zu sein, hat Montréal doch ein extremes (kontinentales) Klima. Die Temperaturen können im Sommer bis zu 33° Celsius betragen, im Winter liegen sie bei durchschnittlich minus 10° Celsius. In den Straßen können Berge von Schnee liegen, unter denen die Autos verschwinden.

In einem deutschsprachigen Touristenprospekt heißt es über RESO: "So können Sie beispielsweise mitten im Winter Ihr Hotel verlassen, ausgiebig einkaufen oder essen gehen und sich ein Konzert am Place des Arts anhören, ohne einen Mantel oder Winterstiefel anziehen zu müssen".

Ich konnte das nicht überprüfen, denn ich besuchte Montréal nicht im tiefsten Winter. Was ich aber bestätigen kann, ist, dass die langen, gut beleuchteten Gänge vor Sauberkeit nur so strotzen. Sie haben Anschluss an diverse U-Bahn-Stationen (die U-Bahn heißt hier Metro), den Bahnhof und Busse. Sie werden von 1700 Geschäften gesäumt, 200 Restaurants, einer Reihe größerer Hotels, Museen, Theatern, Universitäten und einer Eishockeyarena.

Die Einkaufszentren und Kaufhäuser haben dieselben Namen wie in Toronto, nur eben auf französisch (Centre Eaton statt Eaton Center, La Baie statt The Bay). Die englischsprachige Universität heißt McGill, die fränzösischsprachige UQAM. Die Kultur wird groß geschrieben und konzentriert sich am Place des Arts (Platz der Künste) mit einer beeindruckenden Architektur, die auch die unterirdische Stadt mit einbezieht.

Übersichtsplan, auf dem sowohl die Ville souterrain als auch die U-Bahn-Anschlüsse in der Innenstadt dargestellt sind: stm.info/English/info/souterrain2011.pdf