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Ausflug mit der Waldbahn von Ostbayern nach Westböhmen

Von awo

Der gut organsierte Ausflug mit dem "Böhmerwaldcourier" wird im Sommerhalbjahr einmal pro Woche angeboten und bietet eine gute Gelegenheit, einmal nach Tschechien "hineinzuschnuppern". Ziel ist das westböhmische Städtchen Klattau, das nicht besonders touristisch ist, aber ein schönes Stadtbild hat.

Die Stadt ist längst nicht mehr grau in grau wie in der kommunistischen Zeit. Die samtene Revolution ist inzwischen mehr als 20 Jahre alt und Tschechien ein Teil der Europäischen Union. Wie man in Klattau feststellt, beherrschen frisch renovierte und in hellen Pastelltönen gehaltene Fassaden charaktervoller alter Häuser das Stadtbild.

Treffpunkt für den Ausflug ist der bayerisch-böhmische Grenzbahnhof, der auf der deutschen Seite Bayerisch-Eisenstein, auf der tschechischen Seite Zelezna Ruda heißt. In der Zeit des Kalten Krieges war der Bahnhof geteilt, eine Grenzmauer verlief mitten durch das Bahnhofsgebäude. An diese Geschichte wird im Bahnhof noch erinnert.

Die Tickets für den Ausflug müssen vorher gekauft werden, und zwar in den Verkehrsämtern der Orte im Bayerischen Wald. Sie gelten ab den jeweiligen Orten. Die Waldbahn dient von diesen Orten aus als Zubringer, was im Ticketpreis enthalten ist. Ab Bayerisch-Eisenstein kostet das Ticket 19 € pro Person. Dieses umfasst die Zugfahrt, die Reiseleitung, das Essen und sämtliche Eintrittskarten.

In Bayerisch-Eisenstein geht es dann nach einem Einführungsvortrag gegen halb elf Uhr morgens mit einem Zug der tschechischen Eisenbahn ins 49 Kilometer entfernte Klattau. Die tschechische Lokomotive sieht aus, als trüge sie eine Taucherbrille. Die Fahrt durch die Mittelgebirgslandschaft dauert annähernd eine Stunde. Währenddessen besteht Gelegenheit, mit der tschechischen Reiseleitung - zumeist Damen - ins Gespräch zu kommen. Eine Prise Schwejk ist ihnen deutlich anzumerken.

In Klattau merken wir erst einmal, hier ist das Wetter anders, und machen dann Bekanntschaft mit der böhmischen Küche. Wenn die Gruppe groß ist - es können durchaus 100 Teilnehmer sein -, haben Küche und Bedienung viel zu tun. Als ich dabei war, war die Küche rustikal, die Bedienung rau, aber herzlich. Hinterher gab es noch Kaffee und Kolatschen*.

So gestärkt, geht es dann zur Stadtführung. Die Altstadt ist noch von einer Stadtmauer umgeben. In der Mitte liegt ein quadratischer Marktplatz von genau einem Hektar Größe. Eine Kirche, die das Ziel von Marienpilgern ist, und die Jesuitenkirche werden von innen besichtigt. Letztere ist mit ihren Katakomben und ungefähr 40 Mumien eine Attraktion ganz eigener Art. Es handelt sich um die Mumien von Priestern und Kommunalpolitikern des 17.Jahrhunderts, auch von Baumeistern. Sie alle waren wohl Jesuiten. Diese Art der Bestattung wurde vom österreichischen Kaiser später verboten.

Einen weiteren interessanten Vortrag erhielten wir in der Einhorn-Apotheke. Sie ist eine von ganz wenigen heute noch erhaltenen barocken Apotheken weltweit und steht deshalb auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes. Laut Reiseleitung gibt es noch eine weitere erhaltene barocke Apotheke in Tschechien und eine in Kroatien.

Der Rest der Zeit bis zur Rückfahrt des Zuges gegen halb fünf steht zur freien Verfügung. Hier kann man das Flair der schmucken Altstadt mit ihren sanierten Renaissance-Häusern noch einmal auf sich wirken lassen. Der Zug, der aus dem nicht weit entfernten Pilsen kommt, braucht dann nochmals ungefähr eine Stunde bis nach Bayerisch-Eisenstein, wo sich die Reisegruppe wieder auflösen wird.

*Kolatsch = kleines, rundes gefülltes Hefegebäckstück (sorbisch und tschechisch)

Informationen im Netz findet man unter: www.boehmerwaldcourier.de/index.html
Auch im Winter werden zu bestimmten Terminen Fahrten angeboten.

Geschrieben 07.07.2011, Geändert 07.07.2011, 847 x gelesen.

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