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Die alte Stadtbefestigung der Venezianer

Von awo

Bei Betrachtung des Stadtplans von Nikosia fällt auf, dass die Altstadt die Form eines Kreises hat, der in gleichen Abständen von 11 Zacken unterbrochen wird. Mitten durch diesen Kreis zieht sich heute die Demarkationslinie zwischen Nord und Süd.

Die Kreisform geht auf die Stadtbefestigung der Venzianer zurück, die 1567 als Schutz vor dem bevorstehenden ottomanischen Angriff errichtet wurde und die bis heute in weiten Teilen erhalten ist. Die Venezianer hatten damals den italienischen Militäringenieur Giulio Savorgnane damit beauftragt, neue Befestigungen für die Stadt Nikosia zu gestalten, die die überholten mittelalterlichen Befestigungsanlagen ersetzen sollten.

Die venezianische Befestigung der Stadt Nikosia gilt als frühes Beispiel für die Militärarchitektur des 16. Jahrhunderts und für den Beginn der Renaissance im Festungsbau. Dies kommt unter anderem in der Anordnung der Bastionen neben den Toren zum Ausdruck, was die Verteidigung im Belagerungsfall erleichtert.

Im 16.Jahrhundert war Nikosia eine faszinierende Residenzstadt mit 50.000 Einwohnern, unter denen sich neben Griechen, Italienern und Franzosen auch Armenier, Araber und sogar Abessinier befunden haben sollen. Die Oberschicht war französisch-venezianisch, ergänzt durch zypriotische Adlige byzantinischer Herkunft.

Um die Befestigungsanlagen zu modernisieren, wurden sehr rigoros mehrere Kirchen und Paläste abgebrochen, die sowohl innerhalb als auch außerhalb der neuen Mauern lagen. Dies diente sowohl der Materialbeschaffung als auch Schaffung eines freien Schussfeldes für die Verteidigung der Stadt. Gleichzeitig wurde der Pedieos Fluß um die Stadt herumgeleitet, sowohl als Schutz vor Hochwasser als auch für die Flutung der Stadtgräben.

Es wurden 11 fünfeckige Bastionen errichet, die nach 11 Familien, den Stützen der italienschen Aristokratie in der Stadt, benannt wurden. Diese stellten auch Geld für den Bau der Mauern und der drei Stadttore zur Verfügung. Die drei Stadttore bstehen noch heute. Zwei liegen im Südteil der Stadt, eines im Nordteil.

An der früheren Straße nach Westen wurde die Porta S. Domenico errichtet, das heutige Pafos Tor, als kleinstes der drei Tore. An der Straße nach Südosten entstand die Porta Giuliana, das heutige Famagusta Tor, mit einer 45 Meter langen Durchfahrt. Diese Anlage wird heute als Kulturzentrum genutzt. Im Norden lag die Porta del Proveditore, heute Kyrenia Tor, das in der ottomanischen Zeit noch mit einer Kuppel ergänzt wurde.

Jedoch konnte auch die so modernisierte Stadtbefestigung der Venezianer die Eroberung der Stadt durch eine Übermacht nicht abwenden. 1570 landete eine große türkische Flotte auf Zypern. Die Armee marschierte gegen Nikosia, das von einer kleinen Besatzung unter Befehl von Nicolao Dandalo verteidigt wurde. 6 Wochen konnten die Verteidiger die Stadt halten, dann wurde sie erobert. Dabei gab es ein Gemetzel an wehrlosen Gefangenen und der Zivilbevölkerung. 20.000 kamen zu Tode, von den Überlebenden wurden viele versklavt. Der Feldherr der Türken war der grausame Mustafa Lala Pascha. Nikosia wurde türkische Provinzhauptstadt

Die venezianische Befestigungsanlagen wurden seit 1996 restauriert, dabei wurden Fragmente von Kanonen und anderen Waffen gefunden, aber auch Keramik, Bleikugeln, Münzen, Rohre aus ottomanischer Zeit und der steinerne Fuß einer großen Löwenstatue.

Geschrieben 29.01.2011, Geändert 12.02.2011, 970 x gelesen.

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