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Novemberreise in die Toskana Das Sehnsuchtsland der Deutschen zu einer ungewohnten Jahreszeit

Von prestofatto

Was kann die Toskana im November bieten? Lichtdurchflutete Olivenhaine, mildes Herbstwetter und berührende Erlebnisse bei der Olivenernte? Ja, vielleicht. Dass sich die Wirklichkeit eventuell nicht an diese Vorstellung hält, sollte man aber einkalkulieren. Die Toskana ist trotzdem ganz wunderbar.

Logisch: Man kann auch in Italien im November nicht unbedingt mit sommerlichen Temperaturen oder mit niederschlagsfreiem Wetter rechnen. Das ist die bittere Wahrheit, doch auch diese Wahrheit birgt einen Keim der Hoffnung: Nämlich, dass man die Toskana ganz für sich hat, mit den Einheimischen natürlich. Und das trifft denn auch weitgehend zu.

Novemberwetter – das kann sowohl einen ungeahnten Nachschlag vom Sommer erbringen, als auch einen frühen Wintereinbruch. Das gilt besonders für die bergigen Teile der Toskana – also den nördlichen Zipfel, wo die milden Hügel ohne große Umstände in ein echtes Gebirge übergehen: die apuanischen Alpen. Nicht weit vom Meer entfernt, bringen die Westwinde je nach Hoch- und Tiefverteilung entweder blauen Himmel, oder Wolken, die sich an den Berg- und Hügelketten abregnen. Ergiebige Niederschläge sind dann die Folge.

Innere Einkehr im Sehnsuchtsland der Deutschen

Wer sich zu einer solch unsicheren Jahreszeit in die bekanntlich so liebliche Toskana begibt, muss einen Grund dafür haben. Einer der besten Gründe ist die Ruhe und – sagen wir es ruhig etwas alterthümlich – die innere Einkehr. Eine spirituelle Reise, sozusagen. Man wird nämlich tatsächlich in Ruhe gelassen, und selbst der schwarze Regenschirmverkäufer hat seine sommerliche Eloquenz verloren und wartet stoisch auf die Kundschaft. Kaufen Sie ihm ruhig einen Regenschirm ab; die paar Euro machen Sie nicht arm, und vielleicht können sie ihn bald gebrauchen.

Wenn der Regen mal länger als einen Tag anhält, schauen die italienischen Café-Barbetreiber besorgt nach draußen, als ob sie noch niemals eine solche Naturkatastrophe erlebt hätten. „Acqua, acqua“, murmeln sie dann vielleicht kopfschüttelnd, während sie sich am Espresso-Automaten zu schaffen machen, der in einer typischen italienischen Bar stets zu den Haupteinrichtungsgegenständen gehört.

Wie kalt darf eine Unterkunft sein?

Die Riesen-Kaffeemaschine hat einen bedeutenden Vorteil: sie strahlt Wärme ab. Das ist schön, denn es kann durchaus einmal kühl werden. Das Verhältnis der Italiener zur Zentralheizung an sich ist gewiss positiv, allerdings häufig ein eher theoretisches. In den meistens Gebäuden gibt es nur höchst behelfsmäßige Heizgelegenheiten. Es ist durchaus nicht üblich, dass Hotelzimmer immer und zu jeder Tageszeit geheizt werden können. Die Existenz von Heizkörpern verrät noch nichts über ihre Funktionstüchtigkeit, und selbst wenn sie einwandfrei funktionieren sollten, bedeutet das noch nicht, dass die Anlage auch wirklich angestellt wird. Und wenn das Zimmer halbwegs warm werden sollte, ist das noch keine Garantie, dass es im Frühstücksraum ebenfalls klimatisiert ist.

Warum? Wer jetzt mit den Gas- und Ölpreisen kommt, liegt natürlich irgendwie auch richtig. Aber die wahren Gründe für diese heiztechnische Enthaltsamkeit liegen in dem tief verwurzelten Gefühl, dass Italien grundsätzlich ein warmes Land sei und feuchte und kalte Witterung eine Ausnahme darstelle, die schulterzuckend ignoriert werden sollte. So wird auch mit der Frage umgegangen, welche Temperaturen eigentlich noch tolerabel sind: Und so stehen denn Geschäftsinhaber hinter ihren Ladentheken, angetan mit zahlreichen Pullovern und übereinander gezogenen Jacken, haben die Ladentür sperrangelweit auf und erwarten auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt herum frohgemut die Kundschaft.

Unvergleichlich: Olivenöl, frisch gepresst

Wer seine spirituelle Reise in die Toskana also zu einer Jahreszeit antreten will, die feuchtigkeits- und kältegefährdet ist, sollte in seiner Planung dringend die Heizmöglichkeit mit berücksichtigen. So viele Pullover hat ein durchschnittlicher Reisender gar nicht, wie für die gemütliche Stimmung nötig wäre. Also kommt es darauf an, eine Unterkunft mit Heizung zu akquirieren. Bei den Ferienhäusern haben es viele Vermieter von allein verstanden und bieten ihr Haus ab Oktober gar nicht mehr an. Aber es gibt auch winterfeste Ferienhäuser, die einen schönen Kaminofen besitzen, der für gemütliche Wärme garantiert. Selbst in der Toskana!

Wenn diese Frage geklärt ist, kann man sich in aller Gelassenheit in das ländliche Treiben stürzen. Die Olivenernte an sich ist unspektakulär und geht langsam vonstatten. Interessant wird es aber in den Ölmühlen. Fragen Sie sich zur nächsten „Frantoio“ durch, es lohnt sich. Meistens sind das kleine Familienunternehmen. Sie haben nur in erstklassigen Olivenjahren täglich geöffnet, aber im November, dem Haupterntezeitpunkt, doch mindestens am Wochenende. Aus der ganzen Gegend kommen die Olivenhain-Besitzer herangefahren und bringen in Säcken, in Kisten und Körben ihre Oliven herbei. Mancher kommt mit einem kleinen Laster, andere mit einem Beutelchen auf dem Fahrrad oder der Vespa. In den Ölmühlen werden die Oliven gewaschen, Fremdkörper beseitigt und dann mit schweren Mahlsteinen im Kollergang zerquetscht. Der entstehende Brei wird mit Wasser aufgeschwemmt und durchgerührt. Dadurch verbinden sich die mikroskopisch kleinen Öltröpfen zu größeren Einheiten, die dann im nächsten Schritt extrahiert werden können. Zurück bleibt ein nun noch leicht feuchter Trester. Er wird in der Viehfütterung verwendet oder geht an Firmen, die ihm auch chemischen Wege noch Öl entziehen.

Lassen Sie sich unbedingt eine Flasche vom frischen Olivenöl abfüllen. Frisch gepresstes Öl ist eine großartige Delikatesse. Wenn Sie ein Ferienhaus mit einem schönen Kaminofen haben, können Sie dort Weißbrot rösten und es mit dem frischen Öl zusammen essen.

Und dann ist es auch egal, ob tagsüber die Sonne schien oder es in Strömen geregnet hat: Eine spirituelle Reise kann sich eben ganz unterschiedlich erfüllen.

Geschrieben 27.08.2013, Geändert 27.08.2013, 2520 x gelesen.

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