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Wohin geht die Entwicklung auf den Kykladen?

Von Richi

Πού πάτε Κυκλάδ ες; Quo vadis Cyclade?

Seit vielen Jahren besuche ich die Kykladen regelmäßig im Frühsommer und Herbst, und dieses Jahr war mein Augenmerk hauptsächlich darauf gerichtet, welche Veränderungen in der letzten Zeit auf den Inseln stattgefunden haben, oder welche geplant sind.

Bei einem Zuwachs der Touristenzahlen in Griechenland von jährlich fast 20 % ist es nicht verwunderlich, dass auch die Kykladen davon etwas abbekommen, und so ist festzustellen, dass es schon im Juni eklatant voller war als in den Jahren zuvor zu dieser Zeit. Die Saison scheint deutlich länger zu werden. Während früher im Juni und September durchaus sehr ruhige Zeiten zu spüren waren, sind jetzt viele Unterkünfte gut gebucht. Über eine vermehrte Bautätigkeit, die seit ca. 2 Jahren wieder gewachsen ist, ist schon viel geschrieben worden. Und wo viel gebaut wird, muss auch die Infrastruktur mithalten. So sind – besonders auf den kleinen Kykladen – viele neue Restaurants entstanden, keine klassischen Tavernen, sondern eher moderne Lokale. Junge Leute bringen mit neuen Ideen frischen Wind in alten Küchen. Das geht natürlich auch auf Kosten von Tradition und Authentizität, wenn plötzlich das Iberico auf dem Teller glänzt anstatt des typischen Souvlakis. Von der Lokalausstattung ganz zu schweigen. Da dominiert mehr der Polyrattansessel als der klassische Tavernenstuhl aus Holz mit Bastbespannung.

Dem Publikum – im Juni oder September sind es eher die älteren Semester – gefällt´s offenbar, jüngere Leute und Familien sieht man dann wohl im Juli und August.
Und auch die Ausstattung der Unterkünfte hat sich im Laufe der letzten Jahre nochmal merklich verändert. Ich erinnere mich noch daran, dass es eine kleine Sensation war, als in den 1980er Jahren die ersten Rooms eigene Badezimmer bekamen, heute eine Selbstverständlichkeit. Damals war das Gemeinschaftsbad noch üblich. Danach kamen die Kühlschränke für jedes Zimmer, dann die Klimaanlagen und Fernseher. Die zwischendurch gelegten Telefone hat man relativ schnell wieder abgeschafft, eine Fehlinvestition.
Heute machen sich Boxspringbetten und im Santorinistyle gemauerte und rohverputzte Badezimmerlandschaften mit offenen Duschen breit. Der am Körper klebende Duschvorhang hat ausgedient. Ein Segen für die Senioren. Jedoch die immer größere Anzahl von Pools ist ökologisch die Seuche der wasserarmen Kykladen.

So kann es nicht ewig weiter gehen, da ist man sich auch auf den Kykladen einig. Entwicklungen wie auf Mykonos oder Santorin müssen von den Politikern verhindert werden. Schon im März dieses Jahres wurde in Griechenland ein Fahrverbot für 50 ccm Quads auf Asphaltstraßen geplant, welches aber auf größten Widerstand der Quadverleiher auf Mykonos und Santorin stieß, die ihre Existenz bedroht sahen.

Und deshalb man macht sich inzwischen Gedanken über die Zukunft. Wie also kann man die wachsenden Touristenströme auf den Inseln organisieren, ohne die Umwelt, ihre Ästhetik und Charaktere zu schädigen? Inseln, die im Winter verlassen wirken, und deren Besucherzahlen im Sommer die Zahl der ständigen Bewohner um das Vielfache übersteigt. Eine Lösung soll nun mit Hilfe eines Sustainable Urban Mobility Plan (SUMP) gefunden werden.

Zitat Wikipedia: „Im Jahr 2009 verabschiedete die Europäische Kommission den Aktionsplan für urbane Mobilität, der Maßnahmen zur Förderung und Unterstützung der lokalen, regionalen und nationalen Behörden bei der Erreichung ihrer Ziele für eine nachhaltige urbane Mobilität vorschlägt. Ein Sustainable Urban Mobility Plan (SUMP) ist ein Planungskonzept, das von lokalen und regionalen Behörden für die strategische Mobilitätsplanung angewendet wird. Er fördert den Übergang zu nachhaltigeren Verkehrsträgern und unterstützt die Integration und ausgewogene Entwicklung aller Verkehrsträger. Ein SUMP trägt wesentlich zur Lösung von Problemen des Stadtverkehrs und zur Erreichung lokaler und übergeordneter ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Ziele bei.“

Natürlich unterscheidet sich die Art der Mobilität auf den Kykladen von größeren Städten und ländlichen Gemeinden, da die Nachfrage im Sommer eine andere ist als in den Wintermonaten. Auch gibt es keine festen Schienensysteme oder Schnellstraßen. Und jede Insel hat speziell ihre eigene Problematik. Daher wurde beschlossen, spezielle Pläne für die einzelnen Inseln zu erstellen, SIMP (Island Sustainable Mobility Plans), wie www.naxostimes.gr berichtet:

„"Der erste SIMP in Europa wird für Sifnos sein, gefolgt von Naxos mit den kleinen Kykladen und Kea.", bemerkt Kosmas Anagnostopoulos, Koordinator des Projekts. "Die Inseln sind auch im Bereich der Innovationen interessant, sie sind für die Anwendung von Pilotanlagen ideal, da sie eine begrenzte geografische Fläche, aber große Probleme haben, so dass eine kleine Investition eines Forschungsteams sehr nützliche Schlussfolgerungen liefern kann" fügt er hinzu.“

Das Hauptziel dieses Plans soll daher die Einschränkung der Nutzung von Privatfahrzeugen der Touristen auf den Inseln sein.
"Wir wollen Urlaub mit weniger oder gar keinem Auto fördern", sagte Anagnostopoulos. Dies könnte dazu beitragen, den bestehenden Verkehr besser zu organisieren. Weitere Ziele sind: Effiziente Ampelsysteme für den laufenden Verkehr auf engen Straßen, bessere Organisation und Information über die verfügbaren Parkflächen (mit Sensoren und per Mobiltelefon), so dass die Fahrer nicht in den Ort fahren, wenn keine Plätze vorhanden sind. Die Einführung von Elektrofahrzeugen wird dazu beitragen, Lärm und Schadstoffe zu reduzieren, während durch Carsharing-Verfahren die Anzahl der Fahrzeuge verringern werden. Die Forscher schlagen auch vor, den öffentlichen Verkehr zu stärken, eine Erneuerung der Flotte durch neue, sauberere und vielleicht kleinere und flexiblere Fahrzeuge, und Informationsplattformen für die Strecken einzurichten.

Sie planen die Nutzung von E-Bikes und wollen die Insel für Wanderer attraktiver gestalten, mit dem Ausbau der Wege, Schaffung von Radwegen, Transport von Fahrrädern zu Bussen und Taxis. Darüber hinaus erfordert der Güterverkehr die Verbreitung von saubereren und flexibleren Fahrzeugen sowie die Einführung von Catering-Vorschriften für Geschäfte durch spezifische Zeitpläne und Lieferzonen.

Das alles hört sich ja schon mal sehr gut an, obwohl es für Griechenland und die Kykladen bezeichnend scheint, dass hier der Mobilitätsgedanke vor dem Schutz der Umwelt geht. Fragen zur Müllvermeidung, Abfallentsorgung, Umgang mit den Ressourcen in Sachen Wasser und Energie sind in diesen Plänen gar nicht enthalten.
Jedoch, wenn ich die bisherigen Entwicklungsprojekte auf den Inseln betrachte, so zweifle ich sehr an der Durchsetzbarkeit der oben genannten Pläne und der Erreichbarkeit deren Ziele. Ich denke da nur an die inzwischen verrottete Photovoltaikanlage auf Donousa, die dahin dümpelnde Wasserentsalzungsanlage in der Hafenbucht von Iraklia oder den wegen fehlender Wasserleitungen ungenutzten Stausee auf Serifos. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja doch bald ein Limit von Mietautos und Pools auf Sifnos oder Folegandros, und vielleicht fährt ja auch dann ein Elektrobus zur einsamen und entlegenen Turkopigado-Bucht auf Iraklia, die aufwendig von der EU finanzierte Straße dorthin ist ja schon fertig. Aber ich denke, erst einmal wird Donousa eine eigene Tankstelle mit Mietautostation bekommen.

Fazit: Die Entwicklung auf den Kykladen geht meiner Meinung nach in die falsche Richtung. Die Politiker der Kykladen setzen mit ihrer Planung einiges dagegen. Mittlerweile habe ich mir jedoch angewöhnt, die Griechen nur nach ihren Taten zu beurteilen, nicht nach ihren Plänen.


Geschrieben 03.09.2018, Geändert 03.09.2018, 4325 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von Richi vom 19.11.2018 10:50:11

Wie www.naxostimes.gr am 15.11.2018 schreibt sollen 10 Inseln der südlichen Ägäis "smart" werden.
Dafür wurde ein Memorandum zwischen der südlichen Ägäisregion und dem Labor für milden Energie- und Umweltschutzlabor sowie dem Zentrum für technologische Forschung von Piräus und Inseln der Universität von West-Attika unterzeichnet. Zu diesen Inseln gehören auch Schinoussa, Donousa, Koufonissi, Iraklia, Anafi und Sikinos.
In diesem Memorandum sind "Modernisierungsmaßnahmen für lokale Infrastrukturen" vorgesehen. U.a.:

"a. Stärkung der Energieautonomie und -sicherheit durch Nutzung erneuerbarer Energiequellen...

b. Verbesserung des Wassermanagements, hauptsächlich mit kleinen Entsalzungsanlagen...

c. Entwicklung von intelligenten und energieoptimierte Lösungen zur Unterstützung der städtischen Beleuchtung...

d) Integrierte Behandlung von Siedlungsabfällen und Abwässern unter Berücksichtigung der Umwelt...

e) Unterstützung der Entwicklung von elektrischen Antrieben unter Verwendung erneuerbarer Energiequellen und Begrenzung und Minimierung der Ölimporte....

f) Verbesserung des Zugangs der Einwohner zu elektronischen Kommunikationsdiensten durch Einrichtung sicherer und hochwertiger WLAN-Netze, Nutzung der 5G-Technologie und Nutzung von Satellitendiensten.

g) Deckung der Energie- und Telekommunikationsbedürfnisse...mit modernen technologischen Lösungen..."

Naxostimes schreibt weiter:
"In Bezug auf die Finanzierung dieses ehrgeizigen und wegweisenden Projekts stellte der Regionalgouverneur fest, dass alle möglichen Finanzierungsquellen erschöpft seien, der politische Wille und das Engagement jedoch, sofern erforderlich, von der Region finanziert werden."

Na dann...

www.naxostimes.gr/notio-aigaio/17817-se- eksypna-tha-metatrapoyn-deka-nisia-tis-p erifereias-notiou-aigaiou


Kommentar von kokkinos vrachos vom 17.10.2018 22:12:14

Schlote der Schiffe ersticken Santorin in Griechenland
Die Caldera der Insel Santorin in Griechenland wird von den ungeheuren Emissionen der jedes Jahr zu hunderten einlaufenden Kreuzfahrtschiffen verpestet.

www.griechenland-blog.gr/2018/09/schlote -der-schiffe-ersticken-santorin-in-griec henland/2143012/

vg,kv


Kommentar von Katerina vom 11.10.2018 12:41:26

Fähren fahren aber auch nur selten mit Solarenergie....


Kommentar von kokkinos vrachos vom 08.10.2018 22:40:20

Moin, es ist zwar richtig das die Kreuzfahrtschiffe nur die Kykladeninseln Mykonos und Santorini anfahren, die Schadstoffe (Schwefeloxide, Stickoxide, Ruß, Feinstaub und Schwermetalle) die die Kreuzfahrtschiffe durch die Schornsteine pusten, kennen aber keine Grenzen.......... Deswegen sind von den negativen Auswirkungen des Kreuzfahrttourismus nicht nur Mykonos und Santorini (Thira) betroffen.

kali evdomada, kv


Kommentar von Richi vom 08.10.2018 16:35:32

Von den ca. 26 ständig bewohnten Kykladeninseln werden nur 2 regelmäßig von Kreuzfahrtschiffen angelaufen, nämlich Mykonos und Santorin. Auf den restlichen 24 Inseln ist von negativen Auswirkungen durch Kreuzfahrer nichts zu spüren.


Kommentar von kokkinos vrachos vom 07.10.2018 18:49:15

Moin, nicht zu vergessen auch die massiven negativen Auswirkungen (für Mensch und Natur) durch den Kreuzfahrttourismus auf den Kykladen.

In den letzten Wochen/Monaten gab es etliche kritische Dokumentationen im Fernsehen und auch kritische Artikel in Zeitungen über die Schattenseite des zunehmenden Kreuzfahrttourismus.

Die Schattenseite der Kreuzfahrtschiffe müsste sich inzwischen bis in jedes Wohnzimmer (in Deutschland, Österreich und der Schweiz) herumgesprochen haben, das die Kreuzfahtrschiffe totale Drecksschleudern sind und die Arbeitskräfte massiv ausgebeutet werden.

"Das Gros der Schiffe pustet große Mengen Schwefeloxide, Stickoxide, Ruß, Feinstaub und Schwermetalle weitestgehend filterlos in die Umwelt.
Auf hoher See wird weiterhin hochgiftiges Schweröl verbrannt, in den Häfen laufen die Schiffe rund um die Uhr mit Schiffsdiesel, der die Grenzwerte der Autoindustrie deutlich überschreitet. Auch die CO2-Emissionen einer Kreuzfahrt sind beträchtlich."

"Nur wenige Schiffe sind mit Rußpartikelfilter ausgestattet. Ohne Filter stößt ein Kreuzfahrtschiff laut Nabu pro Kilometer so viele Schadstoffe aus wie fünf Millionen Pkw. Im Gegensatz zur Straße gibt es auf See keine gesetzlichen Regelungen für die Filter. Hinzu kommt: viele Kreuzfahrtschiffe fahren noch mit Schweröl. Auch in den Häfen brauchen die Schiffe viel Energie. Um zum Beispiel Klimaanlagen, Licht, Gastronomie, am Laufen zu halten, läuft ein Kreuzfahrtschiff im Liegebetrieb mit Schiffsdiesel."

"Hochsee-Kreuzfahrtschiffe sind in aller Regel nicht in den Ländern registriert, in den die Reedereien operieren. Alle deutschen Hochsee-Kreuzfahrtschiffe fahren unter fremder Flagge, sie sind in Steueroasen wie Malta oder Ländern wie Italien, US-amerikanische Schiffe z.B. auf den Bahamas oder in Panama registriert. Dort gelten Arbeits- und Sozialstandards, die weniger streng sind als die deutschen Vorschriften. Auch steuerlich bietet das Ausflaggen den Reedereien Vorteile."

makro: Kreuzfahrt Fieber - Zwischen Traum und Albtraum Doku (2018)
www.youtube.com/watch?v=0A5nxF5RaZM

Ta Leme, kv


Kommentar von Richi vom 06.10.2018 17:06:11

Das Quadverbot wohl wieder vom Tisch, da sich die Quadvermieter auf Mykonos, Santorin und Paros dagegen gestellt haben.
Die Inseln könnten von ihrer Größe her mit ihrem Reichtum an Sonnenenergie, mit Meerwasserentsalzungsanlagen, einem durchdachten Abfallentsorgungskonzept und einem Verkehrskonzept wie oben beschrieben ein Musterbeispiel für ökologisch akzeptablen Tourismus werden.

Aber die Griechen wollen das offenbar nicht. Strom aus Erdöl, Trinkasser per Schiff aus Nordgriechenland, Müllkippen in der nächsten Schlucht und stinkende Quads und Diesel (wie bei uns) sind eben bequemer.


Kommentar von Katerina vom 04.09.2018 08:53:58

Weiß jemand, ob dieses Straßenverbot für die kleinen Quads inzwischen beschlossen wurde?