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Was macht den Zauber der Kykladen aus?

Von Richi

Die Begeisterung für die Kykladen wird manchmal recht einseitig mit der Vorliebe zu Orten mit weißen Häuschen und blauen Fensterläden in Verbindung gebracht und simplifiziert.

Seltsam, denn weiße Häuschen mit blauen Fenstern gibt es überall in der griechischen Inselwelt. Ich empfehle da mal einen Blick nach Nissyros, Fourni, Lipsi, Kreta oder Skyros.
Dagegen zeigen Kykladeninseln wie Andros oder Kea gerne ihre Natursteinhäuser mit roten Ziegeldächern.

Die Faszination für die Kykladen jedoch beruht meines Erachtens auf viel mehr. Es ist zum Einen die Kargheit der Landschaft, die auch Ursache für das klare Licht ist, das Blau des Himmels, das die Ägäis hier noch ein wenig intensiver erscheinen lässt, die spärliche Vegetation, die es aber mit ihrem Duft nach Thymian, Salbei und etlichen anderen Kräutern in sich hat, die langen Wanderwege, selten durch dunkle Schluchten, oft am Meer entlang, die einsamen Kirchen und Klöster, hoch am Berg gelegen mit fantastischem Ausblick.

Und es sind die Orte, die eine ganz besondere Anziehungskraft ausüben. Sie liegen am Meer, alte kleine Fischerdörfer oder Häfen der Venezianer, die sich im Laufe der Zeit zu richtigen Städtchen entwickelt haben, wie Ägiali und Katapola auf Amorgos oder Parikia auf Paros. Fischtavernen säumen die Paralia, ein Kastell bot damals den nötigen Schutz, Läden und Unterkünfte kamen nach und nach hinzu, natürlich gewachsene alte Orte. Die Hauptorte der Inseln lagen meist woanders, hoch droben versteckt in den Bergen, dort wo die Piraten sie nicht finden konnten. Und sie waren früher auch nicht weiß, das wäre viel zu auffällig gewesen. Der weiße Anstrich zum Schutz vor Hitze und Ungeziefer kam erst, als die Piraten das Weite gesucht hatten. Und da es sich meist um reine Bergdörfer handelte, wie die Chora von Serifos oder die alte Inselhauptstadt Lefkes auf Paros, konnte dort auch kein Auto fahren, obwohl, ich überlege gerade, die gab es ja sowieso noch nicht. Hier waren Esel und Mulis die einzigen Transportunternehmer. Abends traf man sich mitten im Ort unter den alten Tamarisken, auf der geschützten Platia, dem Dorfplatz, das gab ein Gefühl der Geborgenheit. Das ist auch heute noch so.

Und das macht vielleicht auch den Unterschied aus zu einem der vielen Straßendörfer auf anderen Inseln der Ägäis, die auch weiße Häuser mit blaue Läden haben, wenn ich da zum Beispiel an Sivas auf Kreta denke oder Kefalos auf Kos, wo der Autoverkehr die Ortszentren und die Platia stört, und wo mehr und mehr unschöne Häuser in Skelettbauweise entstehen, aus denen die Moniereisen noch oben herausragen, nur der Steuer wegen, wenn sie überhaupt fertig werden und nicht als Rohbauruine vor sich hin gammeln.
Ja, ich muss zugeben, eine gewisse Ästhetik und Harmonie ist mir wichtig, aber sie muss nicht kykladisch sein. Und schon gar nicht mit weißen Häuschen und blauen Fensterläden. Die dürfen mittlerweise auch schon mal grün, rot, oder besser noch in edlem Grau sein. Und so etwas finde ich auch auf Hydra, Tilos, Ikaria und…, und…, und…

Geschrieben 09.12.2018, Geändert 09.12.2018, 3633 x gelesen.

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