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Veränderungen

Von Xristo

Veränderungen:

Im Laufe der Jahre haben wir uns an die Veränderungen in Griechenland gewöhnt. Erhart Kästner hat mal geschrieben: "Man reist um die Welt bewohnbar zu finden".

Das ist der Antrieb für unsere Suche nach dem "Paradies". Wir hatten mal unser Paradies auf Ios so zwischen 1972 und 1978. Was dort geschah, nämlich der Prozess wie auf Donoussa jetzt, kennst Du sicher. Dann hatten wir unser "Paradies" auf Paros im alten Hotel Pandrossos, auch bis 1978. Alles ist kaputt, aber man richtet sich ein, weicht aus auf neue Plätze.

Mir ist Donoussa auch wie ein Paradies vorgekommen, aber das, was dort abläuft erschreckt mich nicht mehr, es ist immer das Gleiche. Man kann es den Bewohnern nicht verdenken. Jeder möchte am Wohlstand teilhaben. So muss gebaut und gleichzeitig zerstört werden. Dass man das auch besser machen kann, wissen wir alle, aber wer nicht lesen gelernt hat, kann auch nicht schreiben. Der griechische Inselbevölkerung mit der minimalen Schulausbildung, den elementaren Berufen, wenn denn überhaupt einer erlernt wurde, kann man nichts vorwerfen. Ich werfe den schweren Raubbau an Landschaft und Identität den Verantwortlichen vor.

Längst schon haben wir erfahren, dass es für die Bebauung der Landschaft keine nachhaltigen Gesetze gibt, und wenn, dann werden sie nicht eingehalten. Da gab es doch die alte Gesetz, dass man auf einem Grundstück keine Genehmigung benötigt, wenn man das Haus in einer Nacht zustandebringt. Dass man auch in den wenigen unerlaubten Gegenden bauen kann, wenn man auch noch eine Kapelle errichtet. Zwar gibt es z.B. auf Paros eine Art Bebauungsplan, der jedoch nur das Stadtgebiet umfasst. Im Aussenbereich existiert kein Flächennutzungsplan. Als einzige Vorschrift ist mir bekannt, dass ein Grundstück mindestens 4 Strema etwa 4.000 qm gross sein muss, um bebaut werden zu dürfen. Damit soll wohl die allzu enge Bebauung verhindert werden, bewirkt aber, dass diese Grundstücke auch umständlicher erschlossen werden müssen. Wenn es dann eine Strasse gibt, bauen auch andere. Die Landschaft wird zersiedelt, Einen einzigen Vorteil sehe ich darin, dass bebaute Grundstücke auch bepflanzt werden und so dem Boden etwas wieder zurückgegeben wird.

Das Fehlen eines raumordnenden Regelwerks merke ich am deutlichsten bei der Einfahrt in die Bucht von Parikia. Auf Fotos aus den 70 er Jahren sieht man das Kloster Agios Anagiri völlig isoliert unterhalb des Hausberges am Hang kleben. Heute führt eine Straße hinauf, die weissen Häuser haben sich bis auf wenige hundert Meter angenähert. Die Bucht von Agia Irini, war bis 2003 noch von kahlen Küstenhügeln flankiert, 2004 lugen die ersten grauen Gerippe über die Kuppen. Dass an jedem Strand eine Taverne entsteht, ist schon normal. Auf Donoussa am Kédros-Strand habe ich die Veränderungen bereits gespürt, die ein solches Etablissement mit sich bringt. Das bisschen Ursprünglichkeit, das sich dieser Ort bewahrt hat, wird nun verschwinden. Es ist nicht mehr das Gleiche, wenn man nach dem Bad einen Campari trinken kann, die Belegung mit Zelten wird anwachsen, wenn man sein Wasser direkt vor Ort kaufen kann und nicht mehr die halbe Stunde zu den öffentlichen Quellen von Stavrós laufen muss.

Solange jeder machen kann, was er will, da keine ordnende Macht etwas dagegen unternimmt, Korruption und Vetternwirtschaft (siehe Olympiabauten) blühen, ordentliche Strukturplanungen fehlen oder umgangen werden können, geht das Griechenland verloren, das wir als unser Paradies bezeichnen. Wie war das noch mit Adam und Eva, die haben sich selbst aus dem Paradies gesündigt! Also müssen wir weiter mit Kestner nach der bewohnbaren Welt suchen. Wir fahren wieder hin, passen uns an, leben mit der Schönheit, erdulden das Unvermeidliche und müssen immer wieder dagegen angehen!

Warum ich doch immer wieder hinfahren werde? Die Wanderung zum nördlichen Kap Kalota, zum Leuchtturm, zum Kap Aspron, der Blick über die Steilwand bei Agrilés, ein Sonnenaufgang auf dem Papas, Wasser und Licht und doch unbebaute Landschaft, das ist mein Paradies auf Zeit, nach wie vor. Die Elemente sind immer noch da, die mich vor mehr als 30 Jahren wie ein Magnet angezogen haben:

Das Licht,
Die Klarheit der kargen Landschaft,
Die Bläue des Meeres,
Die "Leichtigkeit des Seins".

Xristo

Geschrieben 03.11.2008, Geändert 11.03.2009, 2419 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von argidis vom 17.02.2009 19:43:13

Hi Christo,

Du hast vollkommen Recht, ich kann als Urlauber nicht über die Veränderungen urteilen, die auch das Leben der einheimischen erleichtern. Trotzdem bestätigen mich Deine Berichte darin nie mehr nach Donoussa zu gehen, deren Namen ich früher nicht einmal nannte, ich redete immer nur von meiner Trauminsel.
Donoussa soll meine Trauminsel bleiben und zwar ohne Strassen.
Nick muß ich auch zustimmen, vor allem mit dem Abschnitt über eines der größten Probleme.
Zusätzlich war und bin ich immer als Gast in Griechenland und nie als fordernder Tourist und verabscheue den Typ von Tourist der nur an seinen Spaß denkt und dem Land und Leute egal sind.
Beispiel: Wo warst Du im Urlaub ? Antwort: Wir hatten Bombenwetter, super Strand, jede Nacht Party, viel Sex und Alkohol - Wo das war? - Keine Ahnung.

Viele Grüße - Gerd


Kommentar von O Amorgios vom 09.11.2008 18:26:05

Du schreibst es mir von der Seele. Mich haben die Veränderungen auf Paros auch erschreckt. Am schlimmsten empfinde ich den Bauboom auf Naxos die Ecke um Mikri Vigla.
Meine rosarote Urlaubsbrille habe ich auch schon vor Jahren ausgezogen.
www.in-greece.de/kykladen/artikel/4488-w ie-viele-autos-und-immobilienhaie-brauch t-eine-insel

Gruß
Frank


Kommentar von Nick the Greek vom 09.11.2008 12:34:15

Ich habe heute meinen Beitrag wegen der bei Google Earth entdeckten Veränderung meines Traumstrandes auf Naxos eingetragen.

Es ist verständlich, dass Veränderung kommen. Es ist auch verständlich, dass man persönlich kein Recht darauf hat, anderen diese Veränderungen (Wohlstandserwartungen) zu verweigern, nur weil man selbst das Paradies sucht.

Wenn man aber weiß, was danach kommt, dass in vielen Fällen der Wohlstand dennoch nicht einkehrt, ein weiteres der letzten Paradiese optisch und oft auch tatsächlich (also ökologisch) zerstört werden, dann darf man sicher sich ärgern, aufregen, darüber schreiben oder evtl. auch versuchen, irgendwo etwas zu stoppen (als Bewohner).

Bebaute Grundstücke werden zum Teil zwar grüner (durch die Bewässerung), andererseits wird damit aber meist so verschwenderisch umgegangen, dass dieses Wasser an anderen Stellen fehlt und somit manche entfernt gelegenen Gegenden noch trockener werden...

Füpr mich ist es nicht verständlich, dass idie mmer weniger werdenden Europäer, mit offensichtlich immer weniger Realeinkommen und wieder reduzierter Freizeit, immer mehr Urlaubsplätze beanspruchen müssen. Das was bis heute rund ums Mittelmeer und natürlich auch in Hellas bebaut ist, würde für die halbe Welt ausreichen - selbst wenn alle gleichzeitig Urlaub machen würden. Aber man fährt ja jetzt immer öfters immer kürzer irgendwohin und erwartet die tollsten Plätze zubebaut mit der tollsten Infrastruktur.

Und das ist eines der größten Probleme:
Während wir schon als Jungendliche die unberührte Natur gesucht haben, diese respektierten und dies heute meist ebenfalls noch tun, bzw. den alten Zeiten nachtrauern, erwartet die heutige junge Generation zwar den tollen einsamen (neuen) Strand - aber bitte mit Hotel, Pool, Bar, Lokal, Disco, am besten Vergnügungspark, u.s.w. direkt dahinter - sonst ist es "langweilig"....

Schade...


Kommentar von Aspra vom 05.11.2008 14:33:44

Hi Xristo,

ich finde deinen Artikel sehr schön geschrieben. Mit deinem Text musste ich auch an früher zurück denken und habe bemerkt wie ursprünglich damals doch alles war. Jedes Jahr hat sich ein neues Betongerippe die Landschaft erobert, manchmal ist es sogar nur ein Betongerippe geblieben und steht heute noch mahnend in der Landschaft rum. Als wir anfang der 80er mit VW-Bus an einem Strand übernachteten konnten wir auch Zeuge einer Übernachtbebauung werden. Abends war da noch nichts und beim Frühstück stellten wir den Grund unserer nächtlichen Schlaflosigkeit fest, da stand ein Gerippe aus Holz mit Dach. Aber wie du schon sagtest, man kann das Paradies noch erkennen.
Gruß Aspra